15
Apr
2015

Unter den Perücken… Diese Figuren gab es wirklich!

Allein schon wegen der herrlichen Perücken und Kostüme ist DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES ein wahrer Augenschmaus. Wann sieht man Alan Rickman und Stanley Tucci schonmal mit langen wallenden Haaren oder Kate Winslet im Korsett? Aber sehen sie dem Sonnenkönig und seinem Hofstaat auch ähnlich? Wir wagen den Vergleich…
Alan Rickman ist Ludwig XIV., König von Frankreich und Navarra (1638 – 1715)
Ludwig XIV.

Ludwig XIV. im Krönungsornat (Porträt von Hyacinthe Rigaud, 1701)

Alan Rickman

Alan Rickman als Ludwig XIV.

 

Ein guter Reiter und Tänzer ist er gewesen und die Frauenherzen hat Ludwig XIV. im Sturm erobert. Dreizehnjährig hatte er im „Ballet Royal de la Nuit“ die Rolle der aufsteigenden Sonne getanzt – das verschaffte ihm den noch heute geläufigen Beinamen „Roi Soleil“ (Sonnenkönig). Als klassischer Vertreter des höfischen Absolutismus wurde der Leitsatz „Der Staat bin ich!“ (L’État, c’est moi!) ihm jedoch fälschlicherweise zugeschrieben. Ludwig wurde schon als Kind König des Landes, das er insgesamt mehr als 70 Jahre lang regierte. Dabei setzte er politisch, wirtschaftlich und kulturell neue Maßstäbe wie kein Herrscher vor ihm. Er liebte das ausschweifende Leben und schuf mit dem Schloss Versailles einen der prachtvollsten Regierungssitze überhaupt und sich selbst ein großes Denkmal.

Das Schloss Versailles

Ludwigs absoluter Herrschaftsanspruch findet baulich seinen Ausdruck im Schloss Versailles. Allein das Hauptgebäude hat 700 Zimmer. Dieser Prunkbau diente als offizieller Königssitz, von dem aus Ludwig sein Volk regierte. Mit rund zehntausend Einwohnern – der gesamte Hofstaat war gezwungen von Paris nach Versailles umzuziehen – war es das größte Schloss Europas.

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Die Bauzeit erstreckte sich von 1685 bis 1690. Daran beteiligt waren 36.000 Arbeiter und 6.000 Pferde. Insgesamt beliefen sich die Kosten der Gebäude, deren Ausstattung und Dekoration sowie das Anlegen der Gärten auf 200 Millionen Francs. Selbst die „Unordnung“ der Natur solle in Ordnung gebracht werden. Dafür sorgte André Le Nôtre (1613-1700), der Gärtner des Königs.

Matthias Schoenaerts ist André Le Nôtre (1613 – 1700)
André Le Nôtre

André Le Nôtre auf einem Gemälde von Carlo Maratta, 1678

Matthias Schoenaerts

Matthias Schoenaerts als André Le Nôtre

Bevor André Le Nôtre zum Gartenbaumeister des Königs ernannt und mit der Gestaltung von Versailles beauftragt wurde, hatte er bereits die Gartenanlagen von Schloss Fontainebleau und den Tuilerien erbaut. Als der König einen Blick auf den weitläufigen Garten des Finanzministers Nicolas Vicomte warf, den Le Nôtre angelegt hatte, war klar, was zu tun war… Den Minister ließ Ludwig XIV. umgehend verhaften, angeblich weil dieser Staatsgelder veruntreut hatte, und den Gärtner engagierte er vom Fleck weg. Jahrzehntelang (1662-1688) sollten Hunderte von Gärtnern und Arbeitern riesige Kanäle graben, mehr als tausend Brunnen ausheben, das Erdreich umwälzen und ganze Wälder anlegen. Aus einem unwirtlichen Sumpfgebiet schuf Le Nôtre den Garten des Königs als monumentales Sinnbild der Macht, als Triumph der menschlichen Ordnungskraft über die widerspenstige Natur.

Versailles

Versailles © Cornholio4ya / Dreamstime.com

 

Blumen waren bei Le Nôtre nur sparsam gesät. Er bevorzugte symmetrisch gepflanzte Baumgruppen und das berühmte „Parterre à Broderie“, ein kunstvolles Muster aus gestutzten Sträuchern (oft Buchs) und farbigen Kiesflächen. Alleen, Hecken und Bosketts bilden einen Kontrast zu den niedrigen, langgestreckten Parterres.

Ballsaal-Boskett in Versailles

Salle de Bal, Versailles © Esinel / Dreamstime.com

Ein solches Boskett soll die Gärtnerin Sabine De Barra (Kate Winslet) errichten, da der Meister fachmännische Unterstützung braucht. Das berühmte Ballsaal-Boskett (Salle de Bal) kann man noch heute in Versailles bewundern.

Sabine De Barra (Kate Winslet) und das Boskett „Sal de Bal“
Kate Winslet

Kate Winslet als Sabine De Barra

Die Figur der Sabine De Barra und ihre Liebe zu André Le Nôtre hingegen sind der kreativen Freiheit der Drehbuchautorin zuzuschreiben, die mit der komplett fiktiven Figur der Gärtnerin ein starkes Frauenbild schuf, und so einen Bezug zur Gegenwart herstellt.

 

 

Stanley Tucci ist Philipp, Herzog von Orléans (1640 – 1701)

Philipp, Herzog von Orléans war der jüngere Bruder des Sonnenkönigs.

Stanley Tucci

Stanley Tucci als Herzog von Orléans

Herzog von Orléans

Philippe von Frankreich, Herzog von Orléans (Gemälde von Antoine Mathieu)

Schon als Kind legte er ein eher feminines Verhalten an den Tag. Er wurde wie ein Mädchen behandelt und gekleidet, was zu jener Zeit bis in ein gewisses Alter durchaus üblich war. Später wurde jedwedes maskuline Verhalten aber bewusst unterdrückt, damit er Ludwigs Thronfolge nicht streitig machen konnte. Als Ludwig dann gekrönt wurde, verstand er es, Philipp von der aktiven Politik und sämtlichem Einfluss auf die Regierung fernzuhalten. Was bei diesem zunehmend zu Frustrationen führte, die sich letztlich in einem ausschweifenden Lebensstil Luft machten. So hielt er sich einen Hof mit Günstlingen, und seine Homosexualität war ein offenes Geheimnis. Geheiratet hat Philipp, Herzog von Orléans dennoch: 1661 wurde er mit Henrietta Anne Stuart, der Schwester Karls II. von England, vermählt. Nach deren frühen Tod, heiratete Philipp erneut. Diesmal Liselotte von der Pfalz, Tochter des Kurfürsten Karl I. von der Pfalz.

Paula Paul ist Prinzessin Palatine (1652 – 1722)
Paula Paul

Paula Paul als Prinzessin Palatine

Prinzessin Palatine

Liselotte von der Pfalz (frühes Porträt)

Die Ehe zwischen Liselotte von der Pfalz (auch Prinzessin Palatine genannt) und Philipp von Orléans war politisch motiviert und brachte die deutsche Prinzessin an den französischen Hof. Dort lebte sie bald recht isoliert. Grund war die offene Homosexualität ihres Mannes, der mit ihr – wie mit seiner ersten Frau Henrietta Anne Stuart – zwar mehrere Nachkommen zeugte, ansonsten aber ein weitgehend eigenständiges, von seinen Günstlingen beeinflusstes Leben führte. Nach seinem und dem Tod seines Bruders Ludwig XIV. wurde ihr Sohn Philipp II. von Orléans Regent von Frankreich für den noch unmündigen König Ludwig XV. Damit wurde Liselotte zur ersten Dame des Staates. Literarische und historische Bedeutung erlangte sie durch ihre Briefwechsel, die durch teils sehr unverblümte Schilderungen des französischen Hoflebens von besonderem kulturgeschichtlichem Wert sind.

Jennifer Ehle ist Madame De Montespan (1640 – 1707)

Françoise-Athénaïs de Rochechouart de Mortemart, Marquise de Montespan, war eine Mätresse Ludwigs XIV.

Madame De Montespan

Françoise-Athénaïs de Rochechouart de Mortemart, Marquise de Montespan

Jennifer Ehle

Jennifer Ehle als Madame De Montespan

Bekannt wurde sie vor allem unter ihrem Beinamen Madame de Montespan. Bei Hofe eingeführt, freundete sie sich bald mit Louise de La Vallière, der damaligen „offiziellen Geliebten“ (maîtresse royale en titre) von Ludwig XIV. an und wurde im Alter von zwanzig Jahren Ehrendame seiner Frau, der Königin Maria Theresia. Im Januar 1663 heiratete sie Louis-Henri de Pardaillan de Gondrin, Marquis de Montespan. Ihre strahlende und stolze Schönheit und ihre oft sehr spitzen Bemerkungen machten sie berühmt und berüchtigt am Hofe des Sonnenkönigs. Im Juli 1667 erreichte sie ihr Ziel und verdrängte schließlich Louise de La Vallière, mit der der König vier uneheliche Kinder hatte. Madame De Montespan toppte Louise und gebar dem König sogar 6 Kinder. Der Marquis de Montespan erstaunte den Hof, indem er sich offen über die Untreue seiner Ehefrau empörte. Die Ehe wurde 1674 annulliert.

Den ganzen Hofstaat von Versailles und vor allem die großartige Kate Winslet in der titelgebenden Hauptrolle können Sie jetzt in DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES bewundern. Hier geht’s zum Trailer.

Sonnenkönig Alan Rickman und sein Bruder Stanley Tucci in Die Gärtnerin von Versailles

Sonnenkönig Alan Rickman und sein Bruder Stanley Tucci

Ludwig XIV. und seine Erben

Ludwig XIV. und seine Erben (Porträt von Nicolas de Largillière)

 

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