9
Apr
2015

Top 7 der schönsten, barocken Gärten Europas

Das Schloss Versailles soll der Stolz Frankreichs sein. Mit Gärten von unvergleichlicher, einmaliger Schönheit. Es soll der Himmel auf Erden sein.

Was für ein Statement! Und das dunkle Timbre von Alan Rickman verleiht diesen Sätzen noch die angemessene Würde. Zu hören sind sie im Trailer seines neuen Films DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES. Er, der als finster dreinschauender Professor Snape Harry Potter das Leben schwer machte, gibt jetzt den Sonnenkönig Ludwig XIV. und lässt unsere Gedanken in die Ferne schweifen, ins 17. Jahrhundert, als jene Gärten unter dessen Herrschaft einst ihre prächtigen Formen annahmen und viele andere Gärten mit ihrer Schönheit in ganz Europa beeinflussten…

Die Gärten von Versailles

Versailles © Timehacker / Dreamstime.com

In der Blütezeit des Barock (ca. 1600-1720) entstanden neben prunkvollen Schlössern und Palästen viele großflächige, künstlich angelegte Gärten, die erstmals Teil des architektonischen Gesamtkonzeptes der Anlage waren. Ihre Regelmäßigkeit und Symmetrie sollte die Macht der absolutistischen Herrscher über die Natur symbolisieren. Der bedeutsamste Gartenarchitekt dieser Zeit war der Franzose André Le Nôtre. Er und seine Schüler hatten Einfluss auf die Gartengestaltung ganz Europas, weshalb man diese Parkanlagen heute oft auch als französische Gärten bezeichnet. Sie sind streng geometrisch gegliedert, Bäume, Sträucher und Hecken sind akkurat beschnitten und Blumenbeete setzen sich zu farbenprächtigen Ornamenten zusammen. Außerdem gehören immer auch pompöse Treppen, kunstvolle Statuen, Brunnen und Wasserspiele hinzu. Da die Pflege solcher Parks sehr arbeitsintensiv und kostspielig ist, sind heute nur noch wenige vollständige Anlagen erhalten. Passend zum Auftakt der Gartensaison haben wir hier eine Auswahl der sieben schönsten Barockgärten Europas zusammen gestellt, die jährlich Millionen von Besuchern faszinieren…

Der Schlosspark von VAUX-LE-VICOMTE, Frankreich
Der Schlosspark von VAUX-LE-VICOMTE

Vaux-le-Vicomte © Andreysd / Dreamstime.com

Hier nahm 1661 alles seinen Anfang: Der von André Le Nôtre streng geometrisch angelegte Park von Vaux-le-Vicomte südöstlich von Paris gilt als erster Barockgarten Frankreichs. Man erkennt hier sehr schön die lange gerade Sichtachse, die ornamental angelegten Blumenbeete und die in Form geschnittenen Büsche und Sträucher. Das Anwesen gehörte ursprünglich dem damals reichsten Mann Frankreichs, Nicolas Fouquet. Als dieser seinen Garten mit einer opulenten Feier zu Ehren des Sonnenkönigs einweihte, für deren Ausrichtung er außerdem den legendären Küchenmeister François Vatel engagierte, soll Ludwig XIV. vor Neid erblasst sein. Wenig später ließ der König Fouquet wegen angeblicher Steuervergehen inhaftieren und heuerte Le Nôtre kurzerhand zur Neugestaltung seines eigenen Gartens in Versailles an.

Vatel

Szene aus dem Film VATEL mit Gérard Depardieu und Uma Thurman

Vaux-le-Vicomte befindet sich heute im Besitz der Adelsfamilie Vogüé. Der Garten kann in den Sommermonaten besichtigt werden, wobei als besonderes Highlight der Park und das Schloss an bestimmten Abenden in ein Lichtermeer aus tausenden Kerzen getaucht sind. Auch als Filmkulisse ist das Anwesen sehr beliebt, so wurden hier unter anderem James Bond – Moonraker, Marie-Antoinette, Der Profi und Der Mann mit der eisernen Maske gedreht.

Der Garten von Versailles, Frankreich

In seiner heutigen Ausdehnung wurde der Schlosspark auf Anweisung von Sonnenkönig Ludwig XIV. Ende des 17. Jahrhunderts völlig neu gestaltet, als dieser seinen Hofstaat von Paris ins 16 km entfernte Versailles verlegte. Genau darüber erzählt auch der Film DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES mit Kate Winslet in der Titelrolle. Eine solche Gärtnerin hat es damals offiziell allerdings nicht gegeben. Die über 790 ha große Anlage gilt historisch allein als Meisterstück des Landschaftsarchitekten André Le Nôtre (im Film verkörpert von Matthias Schoenaerts) und wurde anschließend oft von anderen europäischen Adelshäusern kopiert. Wie in allen typischen Barockgärten ist der Park in drei Bereiche gegliedert: eine vom Schloss bis zum Horizont verlaufende gerade Hauptachse (Parterre), die daran angeschlossenen kleineren Lustgärtchen (Boskette) und ein sich in die Ferne ausdehnender Wald für die Jagd.

Der Garten von Versailles

Versailles © Cornholio4ya / Dreamstime.com

Ein Großteil der mehr als 75.000 kunstvoll beschnittenen Bäumchen und Sträucher wurde damals aus dem konfiszierten Besitz von Vaux-le-Vicomtes übernommen. Eine Besonderheit von Versailles sind die insgesamt 15 Boskette, die optisch die Säle des Schlosses unter freiem Himmel widerspiegeln sollen. Das sogenannte Ballsaal-Boskett ist der Teil des Gartens, der im Film von Kate Winslet in mühevoller Knochenarbeit errichtet wird. Man kann diese Brunnenanlage mit dem kreisrunden marmornen Tanzboden in der Mitte noch heute in nahezu unveränderter Form besichtigen.

 

Ballsaal-Boskett in Versailles

Salle de Bal, Versailles © Esinel / Dreamstime.com

Den ersten Parkführer verfasste übrigens Ludwig XIV. selbst. Darin empfahl er den Besuchern einen Rundgang und erklärte dabei die Bedeutung der verschiedenen Brunnen und Statuen:

Wir steigen zum Apollobrunnen hinab und machen hier einen kleinen Halt, um die Figuren und Vasen der Königlichen Allee, des Latonabrunnens und des Schlosses zu bewundern.

Seit 1979 gehören die jährlich von mehr als sechs Millionen Touristen besuchten Prunksäle und Gärten von Versailles zum Weltkulturerbe der UNESCO. Am besten besichtigt man den Park in den Monaten von April bis Oktober wenn die zahlreichen Brunnen und Wasserspiele von Musikern klangvoll untermalt werden.

Appetit auf einen Besuch macht auch der Film DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES, der am 30. April ins Kino kommt. Mit unserer Kinosuche finden Sie alle Spielzeiten in Ihrer Nähe. Darunter geht es weiter mit den schönsten Barockgärten…

Der Schlosspark von SCHÖNBRUNN, Österreich

Der Ende des 17. Jahrhunderts in Wien angelegte Schlossgarten von Schönbrunn ist eine der Anlagen, denen Versailles unmittelbar als Vorbild diente. Der Park wurde von Jean Trehet, einem Schüler Le Nôtres, gestaltet und ab 1750 unter Kaiserin Maria Theresia auf seine heutige Größe erweitert. Entlang der Hauptachse bzw. am Rande des Großen Parterres sieht man 32 Skulpturen aus der griechisch-römischen Mythologie aufgereiht, denn solche Götterstatuen waren damals ebenfalls ein sehr beliebtes Element innerhalb des Barockgartens.

Der Schlosspark von SCHÖNBRUNN

Schönbrunn © Minnystock / Dreamstime.com

Unter Kaiser Joseph II. wurde der Park, der traditionell allein dem Adel vorbehalten war, bereits ab 1779 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und fungiert seitdem als wichtiges Naherholungsgebiet für das ansonsten dicht bebaute Wien. Darüber hinaus werden die Gartenanlagen, die seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen, pro Jahr von über fünf Millionen Touristen besucht und gehören damit neben Stephansdom, Prater und Hofburg zu den meistbesuchten Wiener Sehenswürdigkeiten.

Die Gärten des PETERHOF Palastes, Russland

Auch in Russland ließ man sich von den Franzosen beim Gartenbau inspirieren. So brachte Zar Peter der Große zu Beginn des 18. Jahrhunderts seine Ideen und Skizzen für den Peterhof von einer diplomatischen Reise aus Frankreich mit. Der ca. 35 km südwestlich von St. Petersburg gelegene Große Palast wurde 1723 als offizielle Sommerresidenz der Zaren eingeweiht und befindet sich auf einem über 1.000 ha großem Areal, zu dem insgesamt fünf Schlösser und drei große Parkanlagen gehören: die Oberen Gärten, der Untere Park und der Alexandra Park. Die Gärten sind vor allem von originellen Wasserspielen mit über 150 Fontänen geprägt, die über ein raffiniertes Rohrsystem und allein durch natürliche Gefälle funktionieren.

Die Gärten des PETERHOF Palastes

Peterhof © Sborisov / Dreamstime.com

Anders als in Frankreich sind hier mit wenigen Ausnahmen fast alle Skulpturen vergoldet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die barocken Originale allerdings durch bronzene Kopien ersetzt.

Die Gärten des PETERHOF Palastes  bei Dämmerung


Peterhof © Kolchinau / Dreamstime.com

Aufgrund der gigantischen Ausmaße der gesamten Anlage, die seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, ist es nahezu unmöglich, alle Sehenswürdigkeiten an einem Tag zu besichtigen. Am Horizont erstreckt sich der Untere Park bis zum Finnischen Meerbusen, weshalb man ihn auch gut per Boot ansteuern kann. Im Sommer dient der Garten, der gern auch als „Russisches Versailles“ bezeichnet wird, nicht nur als Touristenmagnet, sondern ähnlich wie Schönbrunn für Wien auch als beliebtes Naherholungsgebiet und Ausflugsziel für die St. Petersburger.

Der NYMPHENBURGER Schlosspark, München

Aber auch bei uns gibt es wunderschöne Gartenkunstwerke zu besichtigen. Eine der größten und bedeutendsten Parkanlagen Deutschlands befindet sich im Westen Münchens. Das Nymphenburger Schloss, einst als Landvilla für Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen im italienischen Stil konzipiert, wurde ab 1715 unter anderem vom Franzosen Dominique Girard zur barocken Sommerresidenz umgestaltet und erweitert. Girard hatte zuvor unter Anleitung von Le Nôtre auch am Versailler Garten mitgearbeitet, weshalb der Nymphenburger Park mit seiner strengen Gliederung und den geradlinigen Wegen dem französischen Vorbild sehr ähnlich ist. Dem aufwendig gestalteten, sich vom Schloss Richtung Horizont ausdehnenden Parterre schließen sich drei weitere Parkschlösschen und ein weitläufiges Waldgebiet an, das fast vollständig von einer beinahe 7 km langen Gartenmauer begrenzt wird. Von Girards Gartenschöpfungen ist heute vor allem das geschickte Kanalsystem erhalten geblieben, das mittels seiner glitzernden Wasserflächen die Tiefenwirkung der Längsachse noch verstärkt.

Der NYMPHENBURGER Schlosspark

Nymphenburg © Msalena / Dreamstime.com

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt der Schlossgarten unter dem deutschen Gartengestalter Friedrich Ludwig von Sckell sein heutiges Aussehen, bei dem der französische Stil harmonisch mit dem moderneren englischen Landschaftsgarten zusammengeführt wurde.

Der NYMPHENBURGER Schlosspark

Nymphenburg © Guru1818 / Dreamstime.com

In Alain Resnais Avantgardefilm Letztes Jahr in Marienbad fungierte die Parkanlage 1961 als zauberhafte Filmkulisse und bei den Olympischen Sommerspielen 1972 fanden hier die Wettbewerbe der Dressurreiter statt, während die Nebengebäude des Schlosses als Stallungen dienten. Heute sind das Schloss und seine Anlagen beliebter Veranstaltungsort für Konzerte und Musikveranstaltungen. Das Gartenparterre, der Amalienburger Garten und der Landschaftspark sind ganzjährig bei Tageslicht für Besucher geöffnet.

Der Große Garten von HERRENHAUSEN, Hannover

Das barocke Kernstück der Herrenhäuser Gärten mit seiner wechselhaften Geschichte darf in der Liste der bedeutendsten Barockgärten Europas natürlich nicht fehlen. Neben diesem sogenannten Großen Garten gehören außerdem die drei vom englischen Stil geprägten Gärten Berg-, Georgen- und Welfengarten zum Ensemble dieses einzigartigen Landschaftsparks. Der Große Garten entstand um 1700 zur Blütezeit des Barock während der Regierungszeit von Kurfürst Ernst August und seiner Gattin Sophie, die ihre Jugend in Holland verbracht hatte. Die Kürfürstin ließ daher unter Anleitung des französischen Gärtners Martin Charbonnier einen prachtvollen Park nach dem Vorbild holländischer Barockanlagen anlegen, der in seiner damaligen Form und Größe heute noch nahezu unverändert erhalten geblieben ist. Der Garten besteht aus einem nicht ganz regelmäßigen Rechteck, das durch einen künstlichen Wassergraben und akkurate Baumreihen begrenzt ist. Dazu gesellen sich herrliche Brunnen, sprudelnde Fontänen, kunstvoll beschnittene Hecken und imposanten Marmorfiguren.

Der Große Garten von HERRENHAUSEN

Herrenhausen © Yovcheva / Dreamstime.com

Da sich die Nachfahren von Kurfürstin Sophie kaum um die Anlage kümmerten, verfiel der Große Garten Mitte des 19. Jahrhunderts in einen beinahe 100-jährigen Dornröschenschlaf. Im Nachhinein erwies sich dies jedoch als Glückfall für Herrenhausen, weil zu dieser Zeit viele andere Barockgärten, dem Zeitgeschmack folgend, in moderne Landschafts- und Nutzgärten nach englischem Vorbild umgestaltet wurden. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung wurde der Park 1936 schließlich von der Stadt Hannover erworben und wieder instand gesetzt. Nach massiven Zerstörungen musste der Garten nach dem 2. Weltkrieg erneut wiederhergestellt werden und erstrahlt nun seit 1966 endlich wieder in seiner vollen barocken Pracht, erfordert aber natürlich auch weiterhin dauerhafte Pflege und kontinuierliche Restaurierung.

Der Große Garten von HERRENHAUSEN, Hannover

Herrenhausen © Yovcheva / Dreamstime.com

Aktuell lädt der Große Garten regelmäßig an ausgewählten Abenden von Ende Mai bis Anfang Oktober unter dem Motto „Der Garten leuchtet“ nach Einbruch der Dämmerung zum Lustwandeln in festlicher Beleuchtung zu den Klängen von Barockmusik ein.

Der Park von SANSSOUCI, Potsdam

Last but not least darf auch der in Potsdam bei Berlin gelegene Schlosspark von Sanssouci nicht unerwähnt bleiben. Er wurde zwar erst im Spätbarock Mitte des 18. Jahrhunderts unter Friedrich dem Großen auf einem 289 ha großen Gelände angelegt, folgte aber ebenfalls dem Versailler Vorbild. Die Hauptachse des Parks – eine schnurgerade Allee, gesäumt von barocken Blumenrabatten, Bäumen, Hecken und Ziersträuchern – erstreckt sich hier über eine Gesamtlänge von 2,5 km. Besonders markant ist der terrassenförmig angelegte Weinberg, der vom Park zum Schloss hinauf führt.

Der Park von SANSSOUCI, Potsdam

Sanssouci © Meunierd / Dreamstime.com

Mit diesem Konzept entfernte man sich bereits vom rein repräsentativen Zweck des barocken Ziergartens hin zum Nutzgarten, in dem sich zusätzlich über 3.000 Obstbäume und Treibhäuser zum Anbau von Orangen, Melonen, Pfirsichen und Bananen befanden. Auch diese Anlage ist heute Teil des UNESCO Weltkulturerbes und zieht jährlich mehr als eine Million Besucher an. Als besonderes Highlight wird der festlich illuminierte Park im Sommer im Rahmen der Potsdamer Schlössernacht zum Schauplatz eines einzigartigen Festes, bei dem mehr als 400 Mitwirkende in historischen Kostümen mit Schauspiel, Tanz und Musik für ein wahrhaft königliches Erlebnis sorgen. Die diesjährige Schlössernacht im Park Sanssouci findet am 15. August statt. Alle Informationen dazu finden Sie hier. Der Film über den legendären Gartengestalter André Le Nôtre ist bereits jetzt in diesen Kinos zu sehen.

Potsdamer Schlössernacht

Potsdamer Schlössernacht © E. Klöppel / Klaus Bädicker

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